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Dann muss man sich ent­schei­den“

Um­ju­bel­ter Ex-SPD-Chef Sig­mar Ga­b­ri­el mahnt in Kas­sel zu In­ter­es­sen­po­li­tik

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 14.02.2019 10 VON TI­BOR PÉZ­SA
Mo­ra­li­sche Ge­füh­le sind schön. Mein Rat ist: Lasst uns auch über In­ter­es­sen re­den. Sig­mar Ga­b­ri­el Die SPD darf sich nicht mit der Rol­le des Be­triebs­rats der Na­ti­on zu­frie­den ge­ben. Sie muss sich auch um die Er­hal­tung des Wohl­stands be­mü­hen. Sig­mar Ga­b­ri­el
Kas­sel – Was für ein Kon­trast: Der SPD geht es so schlecht wie noch nie. Doch ihr ab­ge­säg­ter Ex-Chef Sig­mar Ga­b­ri­el, nun frei von Stress und Pos­ten, nur noch ein­fa­cher Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ter, füllt land­auf land­ab die Hal­len, wird ge­fei­ert wie ein Pop­star, so auch an die­sem Di­ens­tag­abend an der Kas­se­ler Uni. Der gro­ße Hör­saal 1 ist schon voll, doch noch im­mer kom­men Men­schen, die Ga­b­ri­el ein­mal selbst er­le­ben wol­len: den le­gen­dä­ren Sig­gi Pop, das Po­lit-Kraft­werk, den Rott­wei­ler, den Ma­ri­et­t­aS­lom­ka-Quä­ler, den – wie ExKanz­ler Ger­hard Schrö­der sagt – „be­gab­tes­ten Po­li­ti­ker, den wir in der SPD ha­ben.“
Klein, fast zer­brech­lich wirkt Ga­b­ri­el in dem rie­si­gen Hör­saal, lei­se spricht er, frei und ge­schlif­fen. „Her­aus­for­de­run­gen für Eu­ro­pa in ei­ner un­be­que­men Welt“sind sein The­ma. „Wird die Ge­ne­ra­ti­on mei­ner Töch­ter noch selbst ent­schei­den kön­nen, wie sie le­ben will?“Denn an­ders als je­nes Deutsch­land, in dem sich ei­gent­lich al­les stets nur zum Bes­se­ren ver­än­dert ha­be, ge­he es jetzt in ei­nem dra­ma­ti­schen Um­wäl­zungs­pro­zess dar­um, ob Deutsch­land auch künf­tig noch selbst dar­über be­stim­men kön­ne, wie es le­ben wol­le.
Na­tür­lich, das ge­hört an die­sem Ort wohl zur Folk­lo­re, wird Ga­b­ri­el so­gleich von Pa­ro­len brül­len­den Rüs­tungs-
geg­nern un­ter­bro­chen: „Deut­sche Waf­fen, deut­sches Geld, mor­den mit in al­ler Welt.“„Na end­lich kommt ihr, ich hab’ schon auf euch ge­war­tet“, flaxt Ga­b­ri­el. Spä­ter wird er dar­an er­in­nern, wie der dro­hen­de Völ­ker­mord an den Je­si­den durch den Is­la­mi­schen Staat nur durch Waf­fen­lie­fe­run­gen an kur­di­sche Mi­li­zen ver­hin­dert wer­den konn­te. Auch auf die Ge­fahr hin, dass die­se Waf­fen spä­ter un­recht­mä­ßig ver­wen­det wer­den könn­ten.
Ga­b­ri­el sagt: „Mo­ra­lisch gibt es kei­ne si­che­re Sei­te auf die­ser Welt. Man kann Ri­si­ken ab­wä­gen, aber dann muss man sich ent­schei­den.“Und zu sei­nen Kri­ti­kern: „Mo­ra­li­sche Ge­füh­le sind schön. Mein Rat ist: Lasst uns auch über In­ter­es­sen re­den.“
Denn zu­neh­mend lau­fe die Wert­schöp­fung in der Welt an der deut­schen In­dus­trie vor­bei. Heu­te fin­de sie ex­trem bei den fünf größ­ten ame­ri­ka­ni­schen Da­ten­kon­zer­nen statt. Dem­nächst wür­de die­se Rol­le von Chi­na über­nom­men. Weil aber das ge­sam­te deut­sche So­zi­al­system von mög­lichst ho­hen Löh­nen im Land ab­hän­ge, ste­he all dies zu­gleich mit der deut­schen Ex­port- und In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit zur De­bat­te.
Die USA und Chi­na, so Gab­bri­el tre­ten in ei­nen epo­cha­len Kon­kur­renz­kampf ein; die Welt stel­le sich neu auf. So­wohl EU als auch Na­to, bei­de einst auch des­we­gen ge­grün­det, um Deutsch­land ein­zu­bin­den, ver­lö­ren an Be­deu­tung. Die be­rühm­te Na­toBei­stands­klau­sel – „sind wir be­reit, für die Frei­heit un­se­rer Part­ner zu ster­ben?“– ste­he in Eu­ro­pa zu­neh­mend in Fra­ge. Die Ame­ri­ka­ner hät­ten dar­an aber in der Ber­lin­kri­se kei­nen Zwei­fel ge­las­sen.
Die ent­schei­den­de Fra­ge, so Ga­b­ri­el wird sein: „Sind wir Eu­ro­pä­er in der La­ge, uns zwi­schen Chi­na und den USA zu be­haup­ten?“Nur: „Wir sind Ve­ge­ta­ri­er in ei­ner Welt vol­ler Fleisch­fres­ser.“Und wenn die Bri­ten die EU erst ver­las­sen hät­ten, wer­de der Rest Eu­ro­pas zum geo­po­li­ti­schen Ve­ga­ner, reich, zu­neh­mend ir­re­le­vant, in zu­neh­men­der Ge­fahr, von an­de­ren do­mi­niert zu wer­den.
„Es wä­re schon was, wenn wir an­stel­le der Ame­ri­ka­ner Ver­ant­wor­tung für das öf­fent­li­che Gut Si­cher­heit über­näh­men“, sagt Ga­b­ri­el. Wenn der Eu­ro ei­ne Kon­kur­renz­wäh­rung zum Dol­lar wür­de. Wenn Eu­ro­pa es schaf­fe zu­sam­men­zu­hal­ten.
In Deutsch­land ha­be ein sieb­zig Jah­re wäh­ren­der star­ker Aus­bau von In­di­vi­du­al­rech­ten die Po­li­tik enorm er­schwert. Was ist das für ein Land, das noch nicht mal ei­nen Flug­ha­fen in sei­ner Haupt­stadt ge­baut kriegt? Brü­cken, Bahn­hö­fe und an­de­re wich­ti­ge In­fra­struk­tur kön­ne nicht ge­baut wer­den, weil so­fort ge­klagt wer­de. Ga­b­ri­el: „An­de­re Län­der in der Welt hal­ten uns für ga­ga.“
Nach Kas­sel ge­kom­men ist Ga­b­ri­el auf Ein­la­dung der Pro­fes­so­ren Jo­chen Michae­lis und Chris­toph Scher­rer und auf Ver­mitt­lung sei­nes Kum­pels Frank Kist­ner, den er aus sei­ner Zeit bei der so­zia­lis­ti­schen Ju­gend Deutsch­lands kennt. Doch so­zia­lis­tisch wirkt an ihm nichts mehr. Der Mann, der noch vor kur­zem Vi­ze­kanz­ler war, gibt jetzt den Mann von un­ten. Ei­ner, der vor dem ju­beln­den Hör­saal über Po­li­ti­ker spot­tet, die auf Kri­tik sa­gen wür­den: „Ich nehm’ das jetzt mal so mit“. Es war si­cher auch die­se Lust an Spott und po­pu­lis­ti­schen Ver­su­chun­gen, wel­che Ga­b­ri­el sei­ner SPD un­heim­lich wer­den ließ.
Ihr hält er in Kas­sel ent­ge­gen: „Die SPD darf sich nicht mit der Rol­le des Be­triebs­rats der Na­ti­on zu­frie­den ge­ben. Sie muss sich auch um die Er­hal­tung des Wohl­stands be­mü­hen.“Und für wirt­schaft­li­chen Er­folg sei­en nun ein­mal ho­he Löh­ne in ex­port­ori­en­tier­ten Bran­chen wich­ti­ger als Mi­ni­löh­ne in Di­enst­leis­tungs­jobs. „Un­ser Mot­to wird sein müs­sen: Är­mel hoch­krem­peln“, sagt Ga­b­ri­el. Hier und jetzt hö­ren das die Leu­te je­den­falls gern: Rie­sen­ap­plaus.

ZUR PER­SON

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 14.02.2019 10
FO­TO: ANDRE­AS FI­SCHER
Sig­mar Ga­b­ri­el (59) war von 2009 bis 2017 Vor­sit­zen­der der SPD. Der ge­bür­ti­ge Gos­la­rer wur­de mit 18 So­zi­al­de­mo­krat. Er stu­dier­te in Göt­tin­gen Ger­ma­nis­tik, Po­li­tik und So­zio­lo­gie und wur­de 1990 nie­der­säch­si­scher Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter. Seit 1999 nie­der­säch­si­scher Mi­nis­ter­prä­si­dent, un­ter­lag Ga­b­ri­el 2003 Chris­ti­an Wul­ff (CDU), der sein Nach­fol­ger als Mi­nis­ter­prä­si­dent wur­de. Ab 2005, bis heu­te, er­rang Ga­b­ri­el vier­mal das Bun­des­tags-Di­rekt­man­dat im Wahl­kreis Salz­git­terWol­fen­büt­tel. Der Va­ter von drei Töch­tern war Bun­des­um­welt­mi­nis­ter (2005-2009), Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter (2013-2017) so­wie Bun­des­au­ßen­mi­nis­ter und Vi­ze­kanz­ler (2017-2018). Ob­wohl SPD-Chef, über­ließ Ga­b­ri­el zwei­mal die SPD-Kanz­ler­kan­di­da­tur an­de­ren: 2013 Peer St­ein­brück, 2017 Mar­tin Schulz. Ga­b­ri­el ge­hört dem in der SPD als kon­ser­va­tiv gel­ten­den See­hei­mer Kreis an. Er lebt mit sei­ner Fa­mi­lie in Gos­lar. tpa

Bie­nen­ret­ter for­dern Sö­der her­aus

Volks­be­geh­ren in Bay­ern vor Er­folg – Re­gie­rungs­chef für run­den Tisch

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 14.02.2019 11 VON WOLF­GANG RIEK
FO­TO: BO­RIS ROESS­LER/DPA /DPA-TMN


Wei­den­kätz­chen: Sie lo­cken Bie­nen schon früh im Jahr.
Mün­chen – Mehr Blüh­wie­sen, we­ni­ger Pes­ti­zi­de, bes­se­re Ver­net­zung von Bio­to­pen, die zwi­schen Äckern noch üb­rig sind, und mehr Geld für öko­lo­gisch wirt­schaf­ten­de Bau­ern: Über ei­ne Mil­li­on Bay­ern, mehr als die nö­ti­gen zehn Pro­zent der Wahl­be­rech­tig­ten, un­ter­stüt­zen die For­de­run­gen der „Initia­ti­ve Ar­ten­viel­falt – Ret­tet die Bie­nen!“Das mel­de­te die Initia­ti­ve schon vor Ablauf der Ein­tra­gungs­frist am gest­ri­gen Mitt­woch. Of­fi­zi­el­le Zah­len soll­ten am Abend fol­gen.
Bei Be­stä­ti­gung lan­det der For­de­rungs­ka­ta­log des Bünd­nis­ses von Öko­lo­gisch-De­mo­kra­ti­scher Par­tei (ÖDP), Grü­nen, Lan­des­bund für Vo­gel­schutz, Im­kern, Bi­o­bau­ern, Na­tur­schüt­zern und vie­len lo­ka­len Part­nern im Mün­che­ner Land­tag – und zwar als Ge­set­zes­vor­la­ge.
Vor­trä­ge, Bie­nen­lie­derC­hö­re, pro­mi­nen­te Hel­fer wie Tat­ort-Kom­mis­sar Udo Wacht­veitl und Rat­haus­lot­sen, die Leu­te von der Stra­ße di­rekt zur Stim­mur­ne brach­ten: Die Or­ga­ni­sa­to­ren des Volks­be­geh­rens zo­gen al­le Re­gis­ter. Die Bie­ne steht als Sym­pa­thie­trä­ge­rin für Tau­sen­de In­sek­ten­ar­ten, die Nutz­pflan­zen be­stäu­ben. Ein Er­folg der Initia­ti­ve war früh klar, schon vor Tores­schluss kün­dig­te CSU-Mi­nis­ter­prä­si­dent Mar­kus Sö­der ei­nen run­den Tisch und ein ei­ge­nes Ge­setz für mehr Na­tur- und Ar­ten­schutz an. Sein Slo­gan: „Ret­tet die Bie­nen und die Bau­ern!“Den ha­be der CSUChef sich von der Initia­ti­ve ge­borgt, aus frü­hen Ta­gen der Kam­pa­gne, hieß es dort.
Sö­der un­ter Zug­zwang: Setzt der Land­tag das Volks­be­geh­ren nicht un­ver­än­dert um, folgt zwin­gend ein Volks­ent­scheid. Dann dür­fen al­le Wahl­be­rech­tig­ten über die Initia­ti­ve ab­stim­men. Der Land­tag kann da­zu aber auch ei­nen Al­ter­na­tiv­ent­wurf vor­le­gen – das ist der Plan des Re­gie­rungs­chefs, der nach dem CSU-Ab­sturz bei der Land­tags­wahl im Ok­to­ber die Frei­en Wäh­ler (FW) ins Ko­ali­ti­ons­boot hol­te.
44 Pro­zent der Flä­che Bay­erns wer­den laut Baye­ri­schem Rund­funk land­wirt­schaft­lich ge­nutzt. Das Volks­be­geh­ren will den öko­lo­gisch be­wirt­schaf­te­ten An­teil von der­zeit zehn auf 30 Pro­zent im Jahr 2030 schrau­ben.
Bay­erns Um­welt­mi­nis­ter Thors­ten Glau­ber (FW) und sei­ne Agrar­kol­le­gin Michae­la Ka­ni­ber (CSU) lob­ten die Initia­ti­ve. Wo­bei Ka­ni­ber aber mehr frei­wil­li­ger Na­tur­schutz sym­pa­thi­scher wä­re als schär­fe­re Ge­set­ze. Bay­erns Bau­ern­prä­si­dent Wal­ter Heidl hin­ge­gen frem­delt noch mit den Bie­nen­ret­tern. Er sieht sei­ne Be­rufs­kol­le­gen zu Sün­den­bö­cken ge­macht. Wie hin­ge­gen St­ein­gär­ten oder Mäh­ro­bo­ter den Ar­ten­schwund be­för­der­ten oder der dra­ma­ti­sche Flä­chen­ver­lust, da­von spre­che nie­mand.
Der ÖDP, die 2009 schon das er­folg­rei­che Nicht­rau­cher-Volks­be­geh­ren an­stieß, half das Bie­nen­ret­ter-Pro­jekt zwar nicht in den Land­tag. ÖDP-Spre­che­rin Ag­nes Be­cker gab sich den­noch selbst­be­wusst ge­gen­über Sö­der. Man sei für Ge­sprä­che of­fen. Aber: „Mess­lat­te ist un­ser Ge­setz­ent­wurf.“Der sei schon ein Kom­pro­miss.

Die Reform der Grundsteuer in Kürze

Wie viel Grundsteuer Sie zahlen ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Hebesätze schwanken zwischen 340 und 900 %. Damit verstoße die aktuelle Berechnung der Grundsteuer gegen das Gleichheitsprinzip. Aus diesem Grund hat das Bundesverfassungsgericht am 10. April 2018 die aktuelle Berechnung der Grundsteuer als verfassungswidrig erklärt und eine Reform der Grundsteuer eingeleitet.
Bis zum 31.12.2019 muss die Berechnungsgrundlage der Grundsteuer neu geregelt werden.
Ein Gesetzesentwurf des Bundesrates für die Neubewertung des Grundstücks- und Gebäudewerts liegt bereits seit der letzten Reform im Jahre 2016 vor. Dieser soll den Einheitswert ersetzen.
Da für die Städte und Gemeinden die Grundsteuer eine der wichtigsten Einnahmequellen ist und bis zu 15 % des Gesamtetats ausmacht, gibt es Kritik an der geplanten Reform. Hamburg, Bayern und der Mieterbund fordern eine andere Regelung.
Ein Beschluss der Grundsteuerreform liegt seitens des Bundestages noch nicht vor. Für Immobilienbesitzer ist eins jedoch schon klar: Für die Erhebung der Grundsteuer wird eine Steuer- oder Feststellungserklärung erforderlich sein. Dass bedeutet, eine zusätzliche Steuererklärung muss abgegeben werden.

01. Februar 2019

Die Eckpunkte der Grundsteuerreform stehen!
Beim Treffen des Bundesfinanzministers mit seinen Länderkollegen in Berlin wurden heute Eckpunkte für die Reform der Grundsteuer festgelegt , bei der Berechnung der Grundsteuer werden zukünftig der Bodenrichtwert, das Alter der Gebäude und die in der Region durchschnittlichen Mietkosten als Basis genommen , diese Eckpunkte müssten nun durchgerechnet werden, sie seien die Grundlage für ein neues Modell, sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz  bis Ende des Jahres muss eine Neuregelung der Grundsteuer feststehen
25. Januar 2019

Medienbericht: Baujahr soll bei der Berechnung doch keine Rolle spielen .
Erste Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen Bund und Ländern . Laut einem Bericht des „Spiegel“ zeichnet sich ein Kompromiss bei der Reform der Grundsteuer ab . Demnach wird das von Bundesfinanzminister Olaf Scholz vorgeschlagene Modell für eine wertabhängige Besteuerung vereinfacht . Neben dem Bodenrichtwert soll jetzt nur noch die Grundstücks- und Gebäudefläche für die Berechnung herangezogen werden . Die Nettokaltmiete und das Baujahr sollen bei dem Reformvorschlag keine Rolle mehr spielen .

Die Reform der Grundsteuer in Kürze
Wie viel Grundsteuer Sie zahlen ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Hebesätze schwanken zwischen 340 und 900 %. Damit verstoße die aktuelle Berechnung der Grundsteuer gegen das Gleichheitsprinzip. Aus diesem Grund hat das Bundesverfassungsgericht am 10. April 2018 die aktuelle Berechnung der Grundsteuer als verfassungswidrig erklärt und eine Reform der Grundsteuer eingeleitet.
Bis zum 31.12.2019 muss die Berechnungsgrundlage der Grundsteuer neu geregelt werden.
Ein Gesetzesentwurf des Bundesrates für die Neubewertung des Grundstücks- und Gebäudewerts liegt bereits seit der letzten Reform im Jahre 2016 vor. Dieser soll den Einheitswert ersetzen.
Da für die Städte und Gemeinden die Grundsteuer eine der wichtigsten Einnahmequellen ist und bis zu 15 % des Gesamtetats ausmacht, gibt es Kritik an der geplanten Reform. Hamburg, Bayern und der Mieterbund fordern eine andere Regelung.
Ein Beschluss der Grundsteuerreform liegt seitens des Bundestages noch nicht vor. Für Immobilienbesitzer ist eins jedoch schon klar: Für die Erhebung der Grundsteuer wird eine Steuer- oder Feststellungserklärung erforderlich sein. Dass bedeutet, eine zusätzliche Steuererklärung muss abgegeben werden.

Re­form-Plan für Aus­bau­bei­trä­ge

Neu­es Mo­dell für die um­strit­te­nen Stra­ßen­bau-Ab­ga­ben: Groß­zü­ge St­un­dung und nied­ri­ge­re Zin­sen

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 13.11.2018 13 Von Pe­ter Mlo­doch
Fo­to: pri­vat/nh
Här­ten ver­mei­den: Bernd Ly­nack von der SPD.
HAN­NO­VER. Kein ge­setz­li­ches Aus, aber ein Ent­ge­gen­kom­men für Grund­stücks­ei­gen­tü­mer: Die um­strit­te­nen Stra­ßen­aus­bau­bei­trä­ge (Strabs) in Nie­der­sach­sen sol­len blei­ben. Da­für wird die St­un­dung groß­zü­gi­ger ge­stal­tet und die Zin­sen ge­senkt.
Auf die­sen Kom­pro­miss ha­bensich nach In­for­ma­tio­nen un­se­rerZei­tung die Kom­mu­nal­po­li­ti­kervon SPD und CDU ge­ei­nigt. Ei­nekom­plet­te Ab­schaf­fung, wie siedie op­po­si­tio­nel­le FDP, aber auchTei­le der Uni­on ge­for­dert ha­ben,ist da­mit vom Tisch. Im gan­zenLand kämp­fen mehr als 40 Bür­ger­initia­ti­ven ge­gen die
un­ge­lieb­ten Bei­trä­ge, die oft vier-und fünf­stel­lig, in ex­tre­men Ein­zel­fäl­len auch sechs­stel­lig aus­fal­len kön­nen.
Lo­cke­rung des Zins­sat­zes
Der Ko­ali­ti­ons­aus­schuss mit den Spit­zen von SPD und CDU hat sich dem Ver­neh­men nach eben­falls mit dem neu­en Mo­dell be­schäf­tigt. Die rot­schwar­zen Plä­ne se­hen vor, den bis­he­ri­gen star­ren Zins­satz bei Ra­ten­zah­lun­gen und St­un­dun­gen zu lo­ckern. Jähr­lich sechs Pro­zent sind der­zeit da­für an die Kom­mu­nen ab­zu­drü­cken.
„Das ist doch der ab­so­lu­te Wahn­sinn“, be­klagt der Hil­des­hei­mer SPD-Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Bernd Ly­nack. Künf­tig sol­len Städ­te und Ge­mein­den nur noch ei­nen „markt­üb­li­chen Zins“ver­lan­gen. Zwar kön­ne man schon heu­te di­rekt bei sei­ner Bank ein güns­ti­ge­res Dar­le­hen auf­neh­men. Doch ge­ra­de äl­te­ren Bür­gern sei die­ser Weg we­gen ver­schärf­ter Kre­dit­vor­ga­ben oft ver­sperrt, be­rich­tet Ab­ge­ord­ne­ter Ly­nack. „Sol­che so­zia­len Här­ten wol­len wir aus­bü­geln.“
Ge­streck­te St­un­dung
Dar­um geht es nach An­ga­ben des Kom­mu­nal­ex­per­ten der SPD-Frak­ti­on auch bei ei­ner ge­streck­ten St­un­dung. Statt bis­her drei bis sechs Jah­re bis zur Rück­zah­lung sol­len es künf­tig 20 bis 25 Jah­re wer­den. Da­mit kön­ne man als Ei­gen­tü­mer auch ei­nen Teil der fi­nan­zi­el­len Last auf sei­ne Er­ben über­tra­gen, er­klärt Ly­nack. „Kei­ne Rent­ne­rin muss dann ihr klei­nes Häu­schen ver­las­sen.“
Von den drei kom­mu­na­len Spit­zen­ver­bän­den heißt es, dass sie das neue Mo­dell mit­tra­gen könn­ten. Auch die CDU-In­nen­ex­per­ten be­vor­zu­gen die­se Lö­sung, auch wenn sie dies vor ih­rer ei­ge­nen Fach­kon­fe­renz noch nicht of­fi­zi­ell be­kun­den mö­gen.
„Dar­auf läuft es hin­aus“, raunt ein Ab­ge­ord­ne­ter der Uni­on. Ein kom­plet­tes Aus hät­te näm­lich we­gen des Kon­ne­xi­täts­prin­zips zwin­gend Aus­gleichs­zah­lun­gen des Lan­des an die Kom­mu­nen in drei­stel­li­ger Mil­lio­nen­hö­he zur Fol­ge. CDU-Fi­nanz­mi­nis­ter Rein­hold Hil­bers hat be­reits mehr­mals be­tont, dass er sich des­halb ei­ner Ab­schaf­fung der Strabs oh­ne Ein­spa­run­gen an an­de­rer Stel­le wi­der­set­zen wer­de.

Ka­ta­ri­na Bar­ley SPD

Musterklage durchgesetzt

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 03.11.2018 10

 

 

 

 

Man­cher, der über den Fort­be­stand der Gro­ko spricht, führt die Er­fol­ge der SPD an, die es oh­ne Re­gie­rungs­be­tei­li­gung nicht gä­be. Et­wa die Mus­ter­fest­stel­lungs­kla­ge, mit der Ver­brau­cher­schüt­zer jetzt für Zehn­tau­sen­de Die­sel­fah­rer kla­gen kön­nen. Ein Ver­dienst der so­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Jus­tiz­mi­nis­te­rin Ka­ta­ri­na Bar­ley. Aber die 49-Jäh­ri­ge soll ja jetzt nach Eu­ro­pa. Wo­mit man wie­der über die Gro­ko nach­den­ken kann. (wet)

Stadt­rat schafft Aus­bau­bei­trä­ge ab

Nort­hei­mer müs­sen bei Stra­ßen-Grund­sa­nie­run­gen nicht mehr zah­len

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 27.10.2018 1
NORTHEIM. Nort­hei­mer Grund­stücks­ei­gen­tü­mer müs­sen bei der Grund­er­neue­rung ih­rer Stra­ßen künf­tig kei­ne Aus­bau­bei­trä­ge mehr zah­len. Mit gro­ßer Mehr­heit hat der Stadt­rat am Don­ners­tag­abend der Ab­schaf­fung der Aus­bau­bei­trags­sat­zung rück­wir­kend zum 1. Ja­nu­ar 2014 zu­ge­stimmt. Zwei Rats­mit­glie­der ent­hiel­ten sich, sechs stimm­ten ge­gen die Ab­schaf­fung: Irn­fried Ra­be (FDP), Ar­min Töp­per­wi­en, Burk­hard Ernst, Rai­mund Köh­ler (al­le FUL), Achim Pack­ei­ser und Hart­mut Schmidt (bei­de AfD).
Der Ab­stim­mung ging ei­ne aus­führ­li­che De­bat­te vor­aus, in der Be­für­wor­ter und Geg­ner der Aus­bau­bei­trä­ge noch ein­mal ih­re Ar­gu­men­te aus­tausch­ten. Der Vor­schlag der Ver­wal­tung, die Bei­trä­ge ab­zu­schaf­fen, sei die Kon­se­quenz ei­ner De­bat­te, die in der Stadt seit min­des­tens acht Jah­ren ge­führt wer­de, sag­te Bür­ger­meis­ter Si­mon Hart­mann. Die Ab­schaf­fung sor­ge für mehr Ge­rech­tig­keit – auch, weil die Bei­trä­ge in der Ver­gan­gen­heit nicht kon­se­quent
er­ho­ben wor­den sei­en.
Ähn­lich äu­ßer­te sich Hel­ga Jä­ger (CDU). Sie er­in­ner­te dar­an, dass ih­re Frak­ti­on be­reits 2012 ei­nen Vor­stoß des da­ma­li­gen Bür­ger­meis­ters Ha­rald Küh­le zur Ab­schaf­fung der Bei­trä­ge un­ter­stützt ha­be. Der neu­er­li­che, dann aber zu­rück­ge­stell­te Vor­stoß der CDU sei nun im Vor­schlag des Bür­ger­meis­ters auf­ge­gan­gen.
Jä­ger be­ton­te, die Ab­schaf­fung der Aus­bau­bei­trä­ge sei auch des­halb ge­recht, weil die Stadt in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten ih­rer Un­ter­halts­pflicht bei den Stra­ßen nicht nach­ge­kom­men sei.
FDP-Frak­ti­ons­chef Eck­hard Ilse­mann be­ton­te, die Grund­stücks­ei­gen­tü­mer hät­ten die Stra­ßen schon bei der Er­schlie­ßung be­zahlt. An­schlie­ßend sei­en sie an die Stadt über­ge­ben wor­den, die sie nicht aus­rei­chend un­ter­hal­ten ha­be. Da sei es un­ge­recht, für die Grund­er­neue­run­gen von Stra­ßen Bei­trä­ge zu er­he­ben.
Als un­so­zi­al be­zeich­ne­te der SPD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Bert­hold Ernst die Aus­bau­bei­trä­ge.

Wind­kraft: Land­kreis setzt auf Ko­ope­ra­ti­on

Aus­schuss will Ver­trag mit Kom­mu­nen über Vor­rang­ge­bie­te

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 26.10.2018 1
NORT­HEIM. Der Land­kreis Nort­heim soll im Kreis­ge­biet Area­le aus­wei­sen, in de­nen Wind­ener­gie­an­la­gen auf­ge­stellt wer­den dür­fen. Au­ßer­halb die­ser Wind­vor­rang­ge­bie­te mit Aus­schluss­wir­kung ge­nann­ten Flä­chen sol­len kei­ne Wind­rä­der er­rich­tet wer­den kön­nen. Da­für hat sich der Aus­schuss für Bau, Um­welt und Re­gio­nal­pla­nung des Kreis­tags in sei­ner Sit­zung am Mitt­woch­abend mehr­heit­lich aus­ge­spro­chen.
Au­ßer­dem soll Land­rä­tin As­trid Klin­kert-Kit­tel mit den elf Städ­ten und Ge­mein­den des Land­krei­ses über ei­nen Ko­ope­ra­ti­ons­ver­trag ver­han­deln, in dem die Steue­rung der Wind­ener­gie im Land­kreis ge­re­gelt wird. Der Aus­schuss folg­te da­mit dem Be­schluss­vor­schlag der Ver­wal­tung. Die Ent­schei­dung des Aus­schus­ses fiel aber mit sie­ben zu fünf Stim­men knapp aus. Grü­ne, CDU und AfD stimm­ten da­für, SPD und FDP da­ge­gen. Ab­schlie­ßend muss das al­les noch vom Kreis­tag in sei­ner Sit­zung am Frei­tag, 7. De­zem­ber, be­schlos­sen wer­den.
SPD-An­trag ab­ge­lehnt
Ab­ge­lehnt wur­de ein An­trag der SPD, die Land­rä­tin sol­le zu­nächst beim Um­welt­mi­nis­te­ri­um in Han­no­ver klä­ren, ob es nicht auch zu­läs­sig sei, im Kreis­ge­biet so­wohl Wind­vor­rang­ge­bie­te mit als auch Vor­rang­ge­bie­te oh­ne Aus­schluss­wir­kung fest­zu­le­gen. Dann könn­te der Land­kreis Nort­heim den Städ­ten und Ge­mein­den, die selbst fest­le­gen wol­len, wo in ih­ren Ge­bie­ten Wind­ener­gie­an­la­gen auf­ge­stellt wer­den dür­fen, den da­für not­wen­di­gen Spiel­raum ein­räu­men.
Die ein­zi­ge Än­de­rung des Ver­wal­tungs­vor­schlags wur­de auf An­trag der CDU in den Ent­wurf für den Ko­ope­ra­ti­ons­ver­trag mit den Städ­ten und Ge­mein­den auf­ge­nom­men. Dort sol­len nun „ver­bind­li­che Ab­spra­chen“zwi­schen Land­kreis und den Kom­mu­nen über die Vor­rang­ge­bie­te fest­ge­schrie­ben wer­den. Die Ver­wal­tung hat­te nur vor­ge­schla­gen, dass sich die Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner mit­ein­an­der ab­stim­men. (ows)

Kreis­ju­gend­ring steht vor dem Aus

Drin­gend Un­ter­stüt­zer für Fort­be­ste­hen be­nö­tigt

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 05.10.2018 1 Von Kon­stan­tin Menne­cke
NORT­HEIM. Der Kreis­ju­gend­ring Nort­heim muss ak­tu­ell al­le Auf­ga­ben, vom Ma­te­ri­al­ver­leih über Lob­by­ar­beit und das Ver­tei­len von För­der­mit­teln bis hin zur Or­ga­ni­sa­ti­on des Ju­gend­prei­ses, mit vier Schul­tern stem­men. Ei­nen hand­lungs­fä­hi­gen Vor­stand gibt es ak­tu­ell nicht. „Da­mit steht un­se­re Zu­kunft auf dem Spiel“, wie Jan Mön­nich im Ge­spräch mit der HNA so­wie ei­ner Pres­se­mit­tei­lung be­tont.
Das Kern­pro­blem: Die Be­reit­schaft, sich im Kreis­ju­gend­ring-Vor­stand zu en­ga­gie­ren, ist von­sei­ten der Ju­gend­rin­ge und Ju­gend­ver­bän­de im Kreis Nort­heim im­mer wei­ter zu­rück­ge­gan­gen. „Vie­le en­ga­gie­ren sich kaum noch, an­de­re, die seit Jah­ren Pos­ten be­set­zen, be­kom­men eher un­frei­wil­lig im­mer mehr da­zu“, teilt Mön­nich mit.
Da­bei ist die Ar­beit des Kreis­ju­gend­rings laut der Ver­ant­wort­li­chen Wolf­gang Ki­ausch und Jan Mön­nich von be­son­de­rer Be­deu­tung. Die Or­ga­ni­sa­ti­on ver­steht sich als Lob­by­ist, der un­ter an­de­rem das Strei­chen von Geld für die
Ju­gend­or­ga­ni­sa­tio­nen er­folg­reich ab­weh­ren konn­te. Au­ßer­dem ver­teilt er die Mit­tel des Land­krei­ses an Ju­gend­ver­bän­de, bie­tet Li­te­ra­tur und Me­di­en so­wie päd­ago­gi­sche Spie­le an und rich­tet den Ju­gend­preis aus. Al­le drei Funk­tio­nen wür­den weg­fal­len, wenn „der Kreis­ju­gend­ring vor die Wand ge­fah­ren wird“, sagt Mön­nich der HNA. Die Tat­sa­che, dass et­li­che Mit­glie­der des Kreis­ju­gend­rings in der Ju­gend­ar­beit in den letz­ten zehn Jah­ren „durch ei­nen be­acht­li­chen sechs­stel­li­gen Be­trag sehr nach­hal­tig pro­fi­tiert“ha­ben, ma­che deut­lich, wie groß der Ver­lust wä­re.
„Ei­ne sol­che Selbst­er­le­di­gung der In­ter­es­sen­ver­tre­tung der Ju­gend­ver­bän­de und Ju­gend­rin­ge wä­re bei­spiel­los. Solch ei­ne Ent­wick­lung hat es nie­der­sach­sen­weit noch nir­gend­wo ge­ge­ben. Zehn Jahre in­ten­si­ve, en­ga­gier­te und er­folg­rei­che Ar­beit wä­ren zu­nich­te­ge­macht. Des­halb brauchen wir Hil­fe. Jetzt“, schreibt Mön­nich.
HIN­TER­GRUND / ZUM TA­GE

Auch der Ju­gend­preis ist be­trof­fen

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 05.10.2018 1
Die Si­tua­ti­on des Kreis­ju­gend­rings wirkt sich auch auf den Ju­gend­preis aus, und zwar schon in die­sem Jahr. Es gab laut Jan Mön­nich nur acht Vor­schlä­ge ins­ge­samt, im Vor­jahr war es ein Viel­fa­ches. „Auch hier glän­zen die Ju­gend­rin­ge und Ju­gend­ver­bän­de durch Ab­we­sen­heit, was ge­eig­ne­te Vor­schlä­ge an­geht“, kri­ti­siert Mön­nich. Vie­le Städ­te und Ge­mein­den sei­en über­haupt nicht ver­tre­ten. „Be­zeich­nend ist, dass 90 Pro­zent der Vor­schlä­ge aus Ein­beck kom­men.“
Der Ju­gend­preis wird des­halb in die­sem Jahr nicht in der Art und Wei­se wie in den Vor­jah­ren ver­ge­ben. Die­se or­ga­ni­sa­to­ri­sche Ar­beit sei durch zwei Personen zu­dem gar nicht leist­bar. Was mit den bis En­de Sep­tem­ber, dem En­de der Be­wer­bungs­frist, ab­ge­ge­be­nen Vor­schlä­gen pas­siert, das wird ak­tu­ell ge­prüft. (kmn)

Mit Staats­hil­fe zum Job

Re­gie­rung be­schließt För­de­rung für Lang­zeit­ar­beits­lo­se und will teil­wei­se Lohn­kos­ten er­stat­ten

HNA Hessische Allgemeine (Kassel-Mitte), Deutschland 19.07.2018 16 Von Ste­fan Vet­ter 
BER­LIN. Nach dem Ren­ten­pa­ket hat Bun­des­ar­beits­mi­nis­ter Hu­ber­tus Heil (SPD) ein wei­te­res Kern­vor­ha­ben der Gro­ßen Ko­ali­ti­on auf den Weg ge­bracht. Ges­tern ver­ab­schie­de­te das Bun­des­ka­bi­nett sei­nen Ge­setz­ent­wurf zur Schaf­fung ei­nes öf­fent­lich ge­för­der­ten Ar­beits­mark­tes für Lang­zeit­ar­beits­lo­se.Die Be­schäf­ti­gungs­la­ge sei so gut wie schon lan­ge nicht mehr. „Al­ler­dings pro­fi­tie­ren nicht al­le da­von“, er­klär­te Heil. Wer schon lan­ge ver­geb­lich nach Ar­beit su­che, ha­be „oh­ne Un­ter­stüt­zung ab­seh­bar kei­ne rea­lis­ti­sche Chan­ce auf ei­nen re­gu­lä­ren Ar­beits­platz“. Dem soll das neue Ge­setz mit Lohn­kos­ten­zu­schüs­sen für ge­mein­nüt­zi­ge Ein­rich­tun­gen, Kom­mu­nen und Un­ter­neh­men in der frei­en Wirt­schaft ab­hel­fen. Die För­de­rung sol­cher Jobs ist auf ma­xi­mal fünf Jah­re be­grenzt. Mit­tel- und lang­fris­ti­ges Ziel blei­be der Über­gang in ei­ne un­ge­för­der­te Be­schäf­ti­gung, heißt es in dem Ent­wurf. Auch heu­te noch gilt et­wa je­der drit­te Be­trof­fe­ne als lang­zeit­ar­beits­los. Laut Bun­des­agen­tur für Ar­beit wa­ren im Ju­ni 818 248 er­werbs­fä­hi­ge Per­so­nen in Deutsch­land län­ger als ein Jahr oh­ne Job – rund 208 000 von ih­nen so­gar vier Jah­re und län­ger.
FÖR­DE­RUNG
Heils Ge­setz­ent­wurf rich­tet sich ei­ner­seits an be­son­de­re Pro­blem­fäl­le. Da­bei geht es um er­werbs­fä­hi­ge Per­so­nen ab dem 25. Le­bens­jahr, die für min­des­tens sie­ben Jah­re in den letz­ten acht Jah­ren auf Hartz IV an­ge­wie­sen wa­ren und in die­ser Zeit gar nicht oder nur kur­ze Zeit ei­ner Be­schäf­ti­gung nach­gin­gen. Stellt der Be­trieb ei­ne sol­che Per­son ein, er­stat­tet ihm der Staat in den ers­ten bei­den Jah­ren die Lohn­kos­ten zu 100 Pro­zent. Im drit­ten bis fünf­ten Jahr sinkt die För­de­rung schritt­wei­se auf 70 Pro­zent. Um die in­di­vi­du­el­le Be­schäf­ti­gung zu sta­bi­li­sie­ren, ist ei­ne spe­zi­el­le Be­treu­ung vor­ge­se­hen.
LEICH­TER ZUM JOB
Men­schen mit Ver­mitt­lungs­hemm­nis­sen, die seit min­des­tens zwei Jah­ren ar­beits­los sind, sol­len eben­falls leich­ter zu ei­nem Job kom­men, wo­bei die För­de­rung hier auf 24 Mo­na­te be­grenzt ist. Im ers­ten Jahr be­kommt der Ar­beit­ge­ber 75 Pro­zent der Lohn­kos­ten er­stat­tet und im zwei­ten Jahr die Hälf­te der ge­zahl­ten Be­zü­ge. Da­nach muss der Be­trof­fe­ne noch min­des­tens ein hal­bes Jahr lang wei­ter be­schäf­tigt wer­den. Auch hier ist flan­kie­rend ein Coa­ching, ei­ne spe­zi­el­le Be­treu­ung, vor­ge­se­hen.
KOS­TEN
Nach der Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung sol­len 150 000 ar­beits­fä­hi­ge Hartz-IV-Emp­fän­ger von der Neu­re­ge­lung pro­fi­tie­ren. Zwi­schen 2019 und 2021 sind da­für ins­ge­samt vier Mil­li­ar­den Eu­ro im Bun­des­haus­halt ein­ge­plant.
RE­AK­TIO­NEN
Die Ge­werk­schaf­ten und die Link­s­par­tei be­män­gel­ten, dass sich die Zu­schüs­se am Min­dest­lohn ori­en­tie­ren. Lie­ge die ortüb­li­che be­zie­hungs­wei­se ta­rif­li­che Ent­loh­nung hö­her, muss der Ar­beit­ge­ber die Dif­fe­renz zah­len, was da­zu füh­ren könn­te, dass er kei­nen Lang­zeit­ar­beits­lo­sen ein­stellt.
Cars­ten Lin­ne­mann (CDU), Frak­ti­ons­vi­ze der Uni­on, hält die För­de­rung für über­zo­gen. Wer nach zwei Jah­ren nicht den Sprung in den ers­ten Ar­beits­markt schaf­fe, dem ge­lin­ge das auch nicht nach fünf Jah­ren. Der Ar­beits­markt­ex­per­te am Deut­schen In­sti­tut für Wirt­schafts­for­schung (DIW), Karl Bren­ke, sag­te: „Be­trie­be stel­len nur Leu­te ein, die sie brau­chen.“An­de­rer­seits könn­ten Ar­beits­su­chen­de ver­drängt wer­den, die kei­nen An­spruch auf die För­de­rung ha­ben.

So­zi­al­ver­bän­de stel­len sich ge­gen AfD

Auf­ruf: Wach­sam sein ge­gen Men­schen-und Le­bens­feind­lich­keit – Klei­ne An­fra­ge sorgt wei­ter für Em­pö­rung

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 23.04.2018 12
BERLIN. So­zi­al­ver­bän­de aus ganz Deutsch­land ha­ben ge­gen ei­ne An­fra­ge von AfD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten pro­tes­tiert, in der ei­ne Ver­bin­dung zwi­schen Be­hin­de­rung, In­zest und Mi­gra­ti­on her­ge­stellt wird. „Wir ru­fen die Be­völ­ke­rung auf, wach­sam zu sein und sich ent­schlos­sen ge­gen die­se un­er­träg­li­che Men­schen- und Le­bens­feind­lich­keit zu stel­len“, heißt es in ei­ner An­zei­ge von 18 Or­ga­ni­sa­tio­nen, die ges­tern in der „Frank­fur­ter All­ge­mei­nen Sonn­tags­zei­tung“er­schien.
In der Klei­nen An­fra­ge vom 23. März woll­ten AfD-Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te von der Bun­des­re­gie­rung wis­sen, wie sich die Zahl der Be­hin­der­ten in Deutsch­land seit 2012 ent­wi­ckelt ha­be, und zwar ins­be­son­de­re „durch Hei­rat in­ner­halb der Fa­mi­lie“. Da­ran schlos­sen sie die Fra­ge an, wie­vie­le die­ser Fäl­le ei­nen Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund hät­ten. Die Ver­knüp­fung von Be­hin­de­rung mit In­zest und Zu­wan­de­rung lös­te in Po­li­tik und Ge­sell­schaft Em­pö­rung aus.
Die An­fra­ge er­in­ne­re da­mit „an die dun­kels­ten Zei­ten der deut­schen Ge­schich­te, in de­nen Men­schen mit Be­hin­de­rung das Le­bens­recht ab­er­kannt wur­de und die zu Hun­dert­tau­sen­den Op­fer des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus wur­den“, er­klär­ten die So­zi­al­ver­bän­de. Zu den Un­ter­zeich­nern zäh­len ne­ben den gro­ßen So­zi­al­ver­bän­den auch zahl­rei­che Be­hin­der­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen.
Die Bun­des­re­gie­rung hat die Klei­ne An­fra­ge der AfD-Ab­ge­ord­ne­ten un­ter­des­sen be­reits be­ant­wor­tet. „Da­ten zum Fa­mi­li­en­stand der El­tern von Kin­dern mit Be­hin­de­run­gen wer­den in der Sta­tis­tik der Schwer­be­hin­der­ten nicht er­ho­ben“, er­klär­te das Bun­des­in­nen­mi­nis­te­ri­um in Ber­lin. Bei mehr als 94 Pro­zent der schwer­be­hin­der­ten Men­schen han­de­le es sich um Deut­sche. (dpa)

„Ju­sos müs­sen lau­ter wer­den“

Im Wahl­kampf war Ke­vin Küh­nert Star der Jung­so­zia­lis­ten – jetzt war er zu Gast im nord­hes­si­schen Kor­bach

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 16.04.2018 14 Fo­to: Schil­ling

KORBACH. „Die Ju­sos müs­sen noch lau­ter wer­den und den Streit auf die Par­tei­ta­ge tra­gen“, ruft Ke­vin Küh­nert – und im Saal des Kor­ba­cher Bür­ger­hau­ses bran­det er­neut Ap­plaus auf: Der Bun­des­vor­sit­zen­de der Jung­so­zia­lis­ten ruft ges­tern bei der Be­zirks­kon­fe­renz des nord­hes­si­schen SPDNach­wuch­ses da­zu auf, die Par­tei um­fas­send zu er­neu­ern.
Von der Ver­zagt­heit im Ber­li­ner Wil­ly-Brandt-Haus lässt sich Küh­nert nicht an­ste­cken, das liegt nicht in sei­nem Na­tu­rell. Und mit sei­ner For­de­rung nach mehr so­zia­ler Ge­rech­tig­keit hat er ges­tern bei sei­nen Par­tei­freun­den ein Heim­spiel, sie fei­ern ihn.
Auf dem Weg von Bre­men nach Ham­burg ha­be Küh­nert ei­nen Aus­flug nach Kor­bach ge­macht, sagt Kon­fe­renz­lei­ter Oli­ver Schmo­lin­ski iro­nisch. In der Hes­sen­tags­stadt 2018 ist der Ber­li­ner zum ers­ten Mal. „Es ist schön hier.“
Die schei­den­de Be­zirks­vor­sit­zen­de La­ra Kan­nap­pel hält ge­ra­de ih­ren Re­chen­schafts­be­richt, als Küh­nert ein­trifft und sich oh­ne viel Auf­he­bens hin­ten in den Saal stellt. Sie un­ter­bricht so­fort: „Ich hab’ Ke­vin ge­se­hen und bin völ­lig aus dem Häu­schen.“
Mit sei­ner auf­se­hen­er­re­gen­den Kam­pa­gne ge­gen ei­ne neue Gro­ße Ko­ali­ti­on im Bund ist der 27-Jäh­ri­ge po­pu­lär ge­wor­den. Ei­ni­ge Ju­sos nut­zen gleich die Ge­le­gen­heit, um ein Han­dy­fo­to mit ihm zu ma­chen. Küh­nert spielt ge­las­sen mit, der Me­di­en­ruhm scheint ihm nicht zu Kopf ge­stie­gen zu sein. Lo­cker plau­dert er mit sei­nen Ge­nos­sen. Doch in sei­ner rhe­to­risch ge­schlif­fe­nen, frei ge­hal­te­nen Re­de wird er so­fort deut­lich.
Als Ur­sa­che für die Wahl­mi­se­ren der vo­ri­gen Jah­re macht er die Agen­da-Re­for­men von Kanz­ler Ger­hard Schrö­der aus, ge­ra­de die Hartz-Ge­set­ze. Mit ih­nen ha­be die SPD vie­len „ihr Le­ben je­den Tag schwie­ri­ger ge­macht“– statt leich­ter, wie einst das Ziel ge­lau­tet ha­be. Die der­zeit sechs Mil­lio­nen Be­trof­fe­nen lit­ten un­ter „vie­len klei­nen Ge­mein­hei­ten“und der Bü­ro­kra­tie.


Die SPD ha­be ihr Ver­spre­chen nicht mehr ein­ge­hal­ten, für ei­nen „vor­sor­gen­den So­zi­al­staat“zu sor­gen. Sie müs­se die­ses Ver­spre­chen wie­der ein­lö­sen und wie­der al­len die Chan­ce auf ge­sell­schaft­li­che Teil­ha­be ge­ben. Da­zu sei ei­nes er­for­der­lich: „Wir wer­den der Par­tei ei­ne De­bat­te über ei­ne ge­rech­te­re Ver­mö­gens­ver­tei­lung auf­zwin­gen.“Im­mer wie­der gibt es kräf­ti­gen Ap­plaus.
Nach der Kam­pa­gne ge­gen ei­ne Gro­ße Ko­ali­ti­on sei­en die Ju­sos ein „stär­ke­rer po­li­ti­scher Fak­tor in der Mut­ter­par­tei“ge­wor­den, stellt Küh­nert fest, „und wir wer­den for­dernd blei­ben.“Sein Ap­pell: „Lasst uns vor Ort vor­ma­chen, wie wir uns Er­neue­rung vor­stel­len.“Aber sie wer­de Mo­na­te dau­ern: „Wir müs­sen es se­ri­ös ma­chen und uns Zeit neh­men, um nach­zu­den­ken und zu dis­ku­tie­ren.“Doch eins sei klar: Die Ju­sos müss­ten bei der Über­win­dung der Agen­da ei­ne zen­tra­le Rol­le spie­len: „Wir kön­nen un­ver­braucht und un­be­las­tet dran­ge­hen.“Der neue Fürs Al­bum: Der neue Ju­so-Be­zirks­vor­sit­zen­de Re­né Pet­zold (links) und Vor­gän­ge­rin La­ra Kan­nap­pel mit Ke­vin Küh­nert. Ju­so-Be­zirks­vor­sit­zen­de Re­né Pet­zold ruft in den Saal: „Wir müs­sen feh­len­de Glaub­wür­dig­keit zu­rück­ge­win­nen – Ke­vin, bleib stark.“

Karlsruhe kippt Einheitswerte Wer bei der Grundsteuerreform verliert

Von Hannes Vogel

Die Verfassungsrichter haben gesprochen: Die Politik muss die völlig veraltete Grundsteuer reformieren. Angeblich will der Staat Hausbesitzern insgesamt keine Steuererhöhung zumuten. Einigen wird er wohl doch tiefer in die Tasche greifen.

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Jedes Jahr, wenn die Mieter der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Degewo an der Bernauer Straße ihre Betriebskostenabrechnung bekommen, werden sie neidisch auf ihre Nachbarn. Ihre alten Plattenbauten aus den 60er Jahren liegen im Brunnenviertel nördlich der Bernauer Straße, im ehemaligen Westteil der Stadt. Die Besitzer der schicken Eigentumswohnungen im Martashof oder im Swin112 freuen sich dagegen. Ihre Luxus-Apartments liegen auf der anderen Straßenseite, südlich der Bernauer Straße, im ehemaligen Berliner Osten. Und obwohl nur ein Steinwurf sie voneinander trennt, zahlen die Mieter in den alten Plattenbauten mehr Grundsteuer als die Penthaus-Besitzer im ehemaligen Osten.

So wie an der Bernauer Straße ist es in ganz Deutschland. Das Finanzamt berechnet die Grundsteuer anhand einer völlig veralteten Bemessungsgrundlage: Grundstückswerte, die im Westen seit 1964 nicht mehr angepasst wurden und im Osten sogar seit 1935 unverändert gelten. Die Zahlen aus der Nazi-Zeit wurden wegen des Krieges im Westen nur einmal aktualisiert, im Osten gar nicht. In den meisten Fällen haben sie nichts mehr mit den heutigen Grundstückswerten zu tun.

Weil sich die Immobilienpreise in mehr als 80 Jahren in vielen Städten völlig unterschiedlich entwickelt haben, gibt es nicht nur in Berlin groteske Verzerrungen: Villenbewohner auf dem platten Land zahlen im Zweifel verhältnismäßig weniger Grundsteuer als Mieter in großstädtischen Mietskasernen. Und Häuslebauer müssen im Hamburger Speckgürtel im Schnitt weniger berappen als am Stadtrand von Frankfurt/Main.

Fast 20 Jahre hat die Politik eine Reform verschleppt, obwohl der Bundesfinanzhof sie angemahnt hatte. Das Bundesverfassungsgericht hat die Berechnungsgrundlage der Steuer nun gekippt, weil sie zu „gravierenden Ungleichbehandlungen“ von Immobilienbesitzern führt. Gerade mal bis Ende 2019 hat die Politik nun Zeit, die Grundsteuer zu reformieren – oder die Finanzämter dürfen sie nicht mehr erheben.

Verteilungskampf alle gegen alle

35 Millionen Grundstücke betroffen Karlsruhe moniert Bemessung der Grundsteuer

Die Karlsruher Richter haben mit ihrem Urteil die Büchse der Pandora geöffnet. Denn egal welches Modell herauskommt: Wenn Jahrzehnte alte Grundstückswerte aktualisiert werden, wird es zwangsläufig neue Verzerrungen geben. Alle Bürgermeister werden sich streiten: Die Grundsteuer ist ihre wichtigste Finanzquelle – und je nachdem wie stark die Immobilienpreise in ihrer Stadt gestiegen oder gefallen sind, werden sie die Steuersätze heben oder senken wollen. Millionen Menschen in den Metropolen, die schon jetzt unter hohen Mieten ächzen, droht eine weitere Kostenexplosion, weil dort die Preise am stärksten geklettert sind. Und Häuslebauer, deren Steuerlast steigt, dürften ebenfalls rebellieren.

Wegen des drohenden Gezerres verteilt die Politik Beruhigungspillen. „Aufkommensneutral“ soll die Reform werden: „Einnahmeerhöhungen bei einer Grundsteuerreform sind nicht beabsichtigt“, beteuert etwa die Unionsfraktion. Man darf daran zweifeln, ob der Fiskus sich die Gelegenheit wirklich entgehen lässt. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Joachim Lang, warnt bereits vor einer „Steuererhöhung durch die Hintertür“. Und selbst wenn der Staat allen Hausbesitzern insgesamt nicht noch mehr abknöpft als bisher: Den Immobilienbesitzern, die mehr zahlen müssen, nützt das herzlich wenig.

Das Kernproblem der Grundsteuer ist ihre unklare Bemessungsgrundlage: Der Wert von Grundstücken liegt im Auge des Betrachters. Und nur beim Verkauf fließt Geld, an dem man ihn wirklich messen kann. Einheitliche Börsenkurse wie bei Aktien gibt es nicht. Was also ist ein Stück Land wert? Soviel wie der Durchschnittspreis aller Flächen in der Umgebung? Soviel wie der Höchstpreis, den jemand zu zahlen bereit ist? Oder den Preis, den ein Gutachter festlegt? Sollte der Wert des Hauses, das darauf steht, berücksichtigt werden? Falls ja, sind neue Häuser mehr wert als alte? Und wie setzt man ihren Wert fest?

Umweltfreundliche Neubauten werden bestraft

Auf all diese Fragen muss die Politik nun bis Ende nächsten Jahres Antworten finden. Und je nachdem, wie sie lauten, werden einige Immobilienbesitzer gewinnen und andere verlieren. Auf dem Tisch liegt ein Entwurf der Länder: Danach sollen unbebaute Grundstücke künftig mit dem sogenannten Bodenrichtwert bemessen werden, den durchschnittlichen Verkaufspreisen einer Region. Bei bebauten Grundstücken wird zusätzlich der Gebäudewert ermittelt, indem die Fläche der Häuser mit den pauschalen Baupreisen multipliziert wird, die das statistische Bundesamt erhebt. Die Werte sollen dann alle sechs Jahre aktualisiert werden, so wie 1935 eigentlich geplant.

Das Modell würde nicht nur großen bürokratischen Aufwand und reichlich Streit mit den Finanzämtern erzeugen, wenn Millionen Hausbesitzer ihre Wintergärten, Dachterrassen, Spitzböden und Kriechkeller von der Steuer abzusetzen versuchen. Es teilt Immobilien willkürlich nach Alter ein: Besitzer von Neubauten (ab 2005) müssten mehr Steuern zahlen als Eigentümer von Altbauten (vor 1995), weil bei ihren Gebäuden höhere Baupreise angesetzt werden. Damit würden ausgerechnet Immobilienbesitzer bestraft, die energiesparenden, neuen Wohnraum schaffen, der vor allem in den Städten dringend benötigt wird – ein fataler Fehlanreiz.

 

Karlsruhe könnte Grundsteuer kippen

Ein weiterer Vorschlag, den unter anderem das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung favorisieren, lautet daher, die Gebäudebewertung wegzulassen und Grundstücke nur mit dem Bodenrichtwert zu taxieren, egal welche Häuser darauf stehen. Das wäre zwar viel weniger aufwändig, würde Besitzern großer Flächen aber massive Steuergeschenke auf Kosten von kleinen Häuslebauern bescheren.

Womöglich scheitert die Reform schon am Zeitdruck: Laut dem Urteil muss die neue Grundsteuer nicht nur bis Ende 2019 verabschiedet, sondern bis spätestens Ende 2024 auch umgesetzt sein. Ifo-Chef Clemens Fuest geht aber davon aus, dass die bisher geplante Ermittlung der Marktwerte vermutlich zehn Jahre dauern wird. Angesichts der knappen Übergangsfrist von fünf Jahren bezeichnet auch Finanzminister Olaf Scholz die Vorgaben der Karlsruher Richter als „sehr ambitioniert“. Womöglich löst sich der schwelende Nachbarschaftskonflikt an der Bernauer Straße in Berlin und anderswo in Deutschland also auch von selbst.

 

Was auch mal gesagt werden sollte:

Der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sieht seine Partei in einem verheerenden Zustand und wirft den Sozialdemokraten vor, sich in einer „Vielfaltseuphorie“ von den Alltagssorgen in der Bevölkerung entkoppelt zu haben. „Die Partei hat zum dritten Mal hintereinander die Bundestagswahl krachend verloren. Sie ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit“, sagte Steinbrück in einem Gespräch mit dem SPIEGEL.

Vor allem beim Thema Integration lasse sich die SPD „von einer ehrenwerten Gesinnung den Blick auf Realitäten trüben“, kritisierte der Sozialdemokrat. Seine Partei müsse sich fragen, „ob das Pendel in den vergangenen Jahren nicht zu weit in Richtung einer Vielfaltseuphorie und eines gehypten Multikulturalismus ausgeschlagen ist“, so Steinbrück. „Wie die Sozialisten in Frankreich ist auch die SPD in Gefahr, sich mehr um Antidiskriminierungspolitik und Lifestyle-Themen zu kümmern und darüber die Befindlichkeiten der Mehrheitsgesellschaft außer Acht zu lassen.

Steinbrück rief die SPD zu einer strategischen Umkehr auf. Er ermahnte die Sozialdemokraten, die „Verdrängung Einheimischer und die Homogenisierung von Stadtquartieren“ sowie den Verfall von Alltagskultur stärker zu thematisieren. Auch einer Debatte über die deutsche Leitkultur dürfe sich seine Partei nicht länger verweigern. Eine spezifisch deutsche Kultur abzustreiten sei „fatal“, sagte Steinbrück, „weil es dem unsäglichen Vorurteil Vorschub leistet, die SPD habe ein gestörtes Verhältnis zum nationalen Erbe“.

Der Ex-Kanzlerkandidat, der in der kommenden Woche sein neues Buch vorstellen wird, rechnete zudem mit dem zurückliegenden Wahlkampf der SPD ab. Das Angebot der Partei habe „wie ein Sommerschlussverkauf“ gewirkt, so Steinbrück: „Ich hatte manchmal den Eindruck, dass Martin Schulz hinter der Flut der Sachaussagen buchstäblich verschwand.“

Er forderte eine radikale Reform des Willy-Brandt-Hauses. „Die Mitarbeiter dort leben zu sehr in den Fotoalben vergangener Jahrzehnte“, kritisierte Steinbrück. Die SPD-Zentrale sei zu einem „großen Echoraum“ geworden. Mit Blick auf die CDU-Konkurrenz fügte er hinzu: „Das Konrad-Adenauer-Haus ist erkennbar besser aufgestellt.“

Steinbrück hatte die SPD 2013 als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf geführt. Bei der Wahl kam die Partei auf 25,7 Prozent und landete weit abgeschlagen hinter der Union.

So­zi­al­de­mo­kra­ten set­zen auf Vor­stand

SPD-Ar­beits­ge­mein­schaft für Ar­beit­neh­mer zieht po­si­ti­ve Jah­res­bi­lanz und be­stä­tigt Vor­stand

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 09.01.2018 5 Fo­to: pri­vat/nh
NORTHEIM. Bei der Un­ter­be­zirks­kon­fe­renz der SPD-Ar­beits­ge­mein­schaft für Ar­beit­neh­mer­fra­gen ( AfA) stan­den ne­ben ei­nem Re­chen­schafts­be­richt des Vor­sit­zen­den Kar­lF­ried­rich Probst auch die Vor­stands­wah­len der Ar­beits­ge­mein­schaft auf der Ta­ges­ord­nung.
Die Ar­beit des bis­he­ri­gen Vor­stan­des wur­de von den Ver­samm­lungs­teil­neh­mern mit der Wie­der­wahl al­ler Mit­glie­der des Vor­stan­des ho­no­riert.
In sei­nem Be­richt ließ Probst noch ein­mal das ver­gan­ge­ne Jahr Re­vue pas­sie­ren. The­men wie TTIP, die Pfle­ge­kam­mer, Flücht­lin­ge, so­wie die Pro­gram­me „Gu­te Ar­beit“und „Ar­beit 4.0“wur­den dem­nach im Be­richts­zeit­raum hef­tig dis­ku­tiert. Die aus­ge­ar­bei­te­ten An­trä­ge da­zu sei­en in die wei­ter­füh­ren­den Glie­de­run­gen hin­ein­ge­tra­gen wor­den.

Die AfA be­fasst sich mit sämt­li­chen The­men, die Ar­beit­neh­mer in­ter­es­sie­ren, wie die Ren­ten­po­li­tik, Aus- und Wei­ter­bil­dung, die Di­gi­ta­li­sie­rung, die Ver­ein­bar­keit von Fa­mi­lie und Be­ruf. Da­zu sind al­le SPD-Mit­glie­der, aber auch in­ter­es­sier­te Nicht-Mit­glie­der zur Mit­ar­beit ein­ge­la­den. (mzi)


Re­kord beim Emp­fang

Hei­li­gen­stadt: For­de­rung nach mensch­li­che­ren Um­gangs­for­men im Land­tag

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 09.01.2018 2
Fo­to: Erik­sen
Gu­te Un­ter­hal­tung: Die Teil­neh­me­rin­nen am 26. Neu­jahrs­emp­fang der Ar­beits­ge­mein­schaft so­zi­al­de­mo­kra­ti­scher Frau­en AsF ap­plau­die­ren Sän­ge­rin Isa­bel und Gi­tar­rist Pe­ter Sla­wik. In der ers­ten Rei­he sit­zen Bri­git­te Kraus, Frau­ke Hei­li­gen­stadt, Land­rä­tin As­trid Klin­kert-Kit­tel und Syl­via Vann (von rechts). Auch der lin­ke Teil des Bür­ger­saals war bre­chend voll.
NORTHEIM. Die mit­ge­brach­ten 20 Klapp­stüh­le reich­ten so ge­ra­de eben, da­mit je­de Teil­neh­me­rin und die we­ni­gen männ­li­chen Teil­neh­mer am Neu­jahrs­emp­fang der Ar­beits­ge­mein­schaft so­zi­al­de­mo­kra­ti­scher Frau­en (AsF) ei­nen Sitz­platz im Nort­hei­mer Bür­ger­saal be­ka­men.
Ein neu­er Be­su­cher­re­kord, wie Si­mon Hart­mann fest­stell­te. Der Vor­sit­zen­de der SPDK­reis­tags­frak­ti­on stell­te sich kurz als Kan­di­dat für die Wahl ei­nes neu­en Bür­ger­meis­ters für Nort­heim vor, die am 25. Fe­bru­ar statt­fin­det. Bri­git­te Kraus, lang­jäh­ri­ge kom­mis­sa­ri­sche Lei­te­rin der AsF, rief die Be­su­che­rin­nen auf, sich nicht von Vor­ur­tei­len, gro­ben Um­gangs­for­men, auch im In­ter­net, und an­ony­men Schrei­ben in ih­rem Wir­ken be­ein­träch­ti­gen zu las­sen.
For­de­rung: Men­sch­lich­keit
„Durch die Wahl von Ga­b­rie­le And­ret­ta zur Nie­der­säch­si­schen Land­tags­prä­si­den­tin er­war­te ich, dass die Um­gangs­for­men im Land­tag mensch­li­cher wer­den. Von 2013 bis 2017 wur­den die De­bat­ten oft ins Per­sön­li­che ge­zo­gen, da­von kann ich selbst ein Lied sin­gen“, sag­te Frau­ke Hei­li­gen­stadt, wie­der­ge­wähl­tes Mit­glied des Land­ta­ges. Die fast täg­li­che öf­fent­li­che Kri­tik an ih­rer Ar­beit als Kul­tus­mi­nis­te­rin ha­be sie er­tra­gen, weil sie von ih­ren Ziel­set­zun­gen über­zeugt war.
In der neu­en Ko­ali­ti­ons­re­gie­rung mit der CDU ist Hei­li­gen­stadt fi­nanz­po­li­ti­sche Spre­che­rin der SPD-Frak­ti­on. Als die fünf größ­ten Auf­ga­ben der neu­en Le­gis­la­tur­pe­ri­ode nann­te die in Gil­lers­heim be­hei­ma­te­te Po­li­ti­ke­rin die Be­frei­ung von El­tern­bei­trä­gen zur Kin­der­be­treu­ung, tau­send neue Leh­rer­stel­len, wo­durch ei­ni­ge be­fris­te­te Stel­len ent­fris­tet wer­den kön­nen, 750 zu­sätz­li­che Stel­len für die Po­li­zei, die Schaf­fung ei­nes Son­der­ver­mö­gens für Di­gi­ta­li­sie­rung und ei­nes für Kran­ken­haus­re­no­vie­run­gen und -neu­bau­ten.
Im März 2017 grün­de­te sich die AsF Nort­heim-Ein­beck neu. Die Vor­sit­zen­de Syl­via Vann stell­te sich den Teil­neh­me­rin­nen auf dem 26. Neu­jahrs­emp­fang vor und be­ton­te, dass die Gleich­stel­lung zwi­schen Mann und Frau noch lan­ge nicht er­reicht sei. Sie be­dau­er­te, dass die Zahl der weib­li­chen Ab­ge­ord­ne­ten so­wohl im Land­tag als auch im Bun­des­tag rück­läu­fig sei. Hier gel­te es, ge­gen­zu­steu­ern.
Be­vor sich die Teil­neh­me­rin­nen die von meh­re­ren Frau­en her­ge­stell­ten Häpp­chen mun­den lie­ßen, lausch­ten sie ge­bannt den mu­si­ka­li­schen Dar­bie­tun­gen des Ham­men­sted­ters Pe­ter Sla­wik und sei­ner Toch­ter Isa­bel. (zäl)


Mehr Rent­ner ver­sor­gen sich bei Ta­feln

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 22.12.2017 9
BERLIN. Deut­lich mehr Rent­ner in Deutsch­land als frü­her be­zie­hen kos­ten­lo­se Le­bens­mit­tel von den Ta­feln. Laut Bun­des­ver­band der Ta­feln hat sich ih­re Zahl in­ner­halb von zehn Jah­ren ver­dop­pelt. „Fast je­der vier­te Ta­fel­kun­de ist mitt­ler­wei­le Rent­ner. Das sind et­wa 350 000 Men­schen“, sag­te der Ver­bands­vor­sit­zen­de Jo­chen Brühl der Neu­en Os­na­brü­cker Zei­tung. 2007 hät­ten Se­nio­ren nur zwölf Pro­zent der Be­dürf­ti­gen aus­ge­macht.
Die Prä­si­den­tin des So­zi­al­ver­bands VdK, Ul­ri­ke Ma­scher, nann­te dies „ein deut­lich sicht­ba­res Si­gnal“da­für, dass die Al­ters­ar­mut auf dem Vor­marsch sei. Der Pa­ri­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band for­der­te ei­ne grund­le­gen­de Re­form der Al­ters­si­che­rung.
Nach An­ga­ben des Dach­ver­bands gibt es deutsch­land­weit mehr als 900 Ta­feln, die re­gel­mä­ßig bis zu 1,5 Mil­lio­nen Men­schen mit Le­bens­mit­teln ver­sor­gen. (dpa)


Ei­ne zö­ger­li­che Wen­de

EU setzt auf grü­nen Strom und Bio­sprit – Kri­ti­kern ge­hen Be­schlüs­se nicht weit ge­nug

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 20.12.2017 10 Fo­to: dpa

Kommt jetzt die Ener­gie­wen­de für Eu­ro­pa? Vor ei­nem Jahr leg­te die EU-Kom­mis­si­on ein Pa­ket zur um­welt­freund­li­che­ren Ener­gie­ver­sor­gung bis 2030 vor. Jetzt ha­ben die Mit­glieds­län­der in der Nacht zum Di­ens­tag ei­nen Durch­bruch er­reicht. Sie wol­len ver­stärkt auf er­neu­er­ba­re Ener­gi­en set­zen. Aber auch der Ver­brau­cher soll Mög­lich­kei­ten be­kom­men, auf bil­li­gen Strom zu­zu­grei­fen. Was wur­de ge­nau be­schlos­sen?
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Baut die EU jetzt end­lich mehr auf re­ge­ne­ra­ti­ve Ener­gie­quel­len?
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Ja. Bis 2030 soll der An­teil der Ener­gie, die aus er­neu­er­ba­ren Qu­el­len stammt, auf 27 Pro­zent ge­stei­gert wer­den. En­de 2016 lag die Uni­on bei 16,9 Pro­zent, bis 2020 sol­len 20 Pro­zent er­reicht sein. Al­ler­dings be­trug der Zu­wachs im Vor­jahr le­dig­lich 0,2 Pro­zent, er ver­lang­sam­te sich im­mer mehr.
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Wie will Brüs­sel das in den Griff be­kom­men?
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Die Ver­tre­ter der Mit­glied­staa­ten ha­ben ver­ein­bart, dass der An­teil der grü­nen Ener­gie am Ge­samt­ver­brauch ab 2020 um jähr­lich ein Pro­zent stei­gen muss. Da­mit sol­len die Be­mü­hun­gen in­ten­si­viert wer­den.
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Be­trifft das auch den Ver­kehr?
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Hier will die EU vor al­lem Bio­treib­stof­fe der zwei­ten Ge­ne­ra­ti­on för­dern – ihr An­teil am Ge­samt­ver­brauch soll bis 2030 min­des­tens drei Pro­zent be­tra­gen. Die­ser Sprit wird nicht mehr aus Ge­trei­de und Früch­ten ge­won­nen, son­dern aus Stroh und Ab­fäl­len. In 13 Jah­ren sol­len min­des­tens 14 Pro­zent der ge­sam­ten Kraft­stof­fe aus bio­lo­gi­schen Qu­el­len stam­men – vier Pro­zent mehr als für 2020 ver­ein­bart wur­de.
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Was hat der Ver­brau­cher da­von? Eck­punk­te für Ener­gie­wen­de ste­hen: Die EU-Staa­ten ha­ben sich auf ei­nen Kom­pro­miss bis 2030 ge­ei­nigt. !
Die Mit­glied­staa­ten zwin­gen die Ener­gie­ver­sor­ger, künf­tig „dy­na­mi­sche“Ta­rif­mo­del­le an­zu­bie­ten. Der Ver­brau­cher kann sei­ne Ener­gie­kos­ten dann drü­cken, wenn er Elek­tri­zi­tät zu Zei­ten nutzt, in de­nen be­son­ders viel ver­füg­bar ist.
Das wür­de so funk­tio­nie­ren: Vor­aus­set­zung ist ein so­ge­nann­ter Smart-Me­ter, der den Ver­brauch in Echt­zeit er­fasst und steu­ert. Der Kun­de schal­tet sei­ne Wasch­ma­schi­ne oder sei­nen Ge­schirr­spü­ler zwar ein, der Smart-Me­ter über­prüft den ver­füg­ba­ren Strom und lässt den Be­trieb des Ge­rä­tes erst dann zu, wenn ge­nü­gend re­ge­ne­ra­ti­ve Ener­gie im Netz ver­füg­bar ist. ?
Ist das jetzt schon be­schlos­se­ne Sa­che?
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Nein, dies ist das An­ge­bot der Mit­glied­staa­ten. Doch es muss erst noch von den Ab­ge­ord­ne­ten des Eu­ro­päi­schen Par­la­men­tes ge­bil­ligt wer­den. Es ist be­kannt, dass die Volks­ver­tre­tung deut­lich hö­he­re Zie­le er­rei­chen will. So ha­ben sich et­li­che Par­la­men­ta­ri­er be­reits da­für aus­ge­spro­chen, den An­teil er­neu­er­ba­rer Ener­gi­en nicht nur auf 27, son­dern auf 30 Pro­zent bis 2030 hoch­zu­set­zen. Das er­scheint ei­ni­gen Mit­glied­staa­ten, die der­zeit noch we­nig re­ge­ne­ra­ti­ve Qu­el­len nut­zen, aber zu viel zu sein.
Was be­deu­ten die­se EUVor­ga­ben denn für die ein­zel­nen EU-Län­der?
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Die­ser Schritt steht noch aus, wird aber wohl die ei­gent­li­che Her­aus­for­de­rung. Denn Brüs­sel muss aus der pau­scha­len EU-Ziel­vor­ga­be nun die An­tei­le der Mit­glied­staa­ten her­aus­rech­nen. Deutsch­land steht bei die­ser Rech­nung ganz gut da und muss wohl kaum zu­sätz­li­che An­stren­gun­gen un­ter­neh­men. An­de­re Län­der wie et­wa Po­len brau­chen da­ge­gen ei­ne ech­te Ener­gie­wen­de, um die an­ge­peil­ten Wer­te über­haupt zu schaf­fen.
KOMMENTAR
Am­bi­tio­nier­te Zie­le se­hen an­ders aus. Das An­ge­bot der Mit­glied­staa­ten für ei­ne Ener­gie­wen­de in Eu­ro­pa be­inhal­tet zwar Stei­ge­run­gen für Strom aus er­neu­er­ba­ren Qu­el­len. Das war es aber auch schon.
Über­setzt be­deu­tet der Be­schluss näm­lich nur, dass bis zum Jahr 2030 je­des Jahr ein Pro­zent mehr Strom aus Wind, Son­ne, Was­ser oder An­bau­bio­mas­se ge­won­nen wer­den muss. Das ist zu we­nig, um den Her­aus­for­de­run­gen des Kli­ma­schut­zes zu ge­nü­gen.
Die Un­ter­händ­ler der Mit­glied­staa­ten sind zwar ei­ni­ger­ma­ßen zu­frie­den mit sich, weil es ih­nen ge­lun­gen ist, ei­ne Brü­cke zwi­schen je­nen Staa­ten zu schla­gen, die schon heu­te reich­lich grü­ne Ener­gie nut­zen, und je­nen, in de­nen Koh­le und an­de­re fos­si­le Qu­el­len im­mer noch vor­herr­schen. Letz­te­re wis­sen näm­lich, dass mit der Ener­gie­wen­de mil­li­ar­den­schwe­re In­ves­ti­tio­nen auf sie zu­kom­men. Schließ­lich ha­ben sie mit der deut­schen Ener­gie­wen­de ein prak­ti­sches Mo­dell vor der ei­ge­nen Haus­tü­re.
Aber eben auch ein ab­schre­cken­des. Denn die Zah­len zei­gen, dass die Bun­des­bür­ger und die hie­si­gen Un­ter­neh­men die höchs­ten Kos­ten für Ener­gie be­zah­len. Zu­schlä­ge für er­neu­er­ba­re Ener­gi­en trei­ben die Prei­se in die Hö­he. Das kön­nen nicht al­le Län­der ih­rer Wirt­schaft und ih­ren Bür­gern zu­mu­ten.
Und so ist die nächt­li­che Ei­ni­gung von Brüs­sel eben nur ein ers­ter Kom­pro­miss. Wirk­lich Zie­le se­hen ganz an­ders aus.


Au­to­ma­tisch et­was mehr

Drei Frak­tio­nen im Bun­des­tag wol­len Ab­ge­ord­ne­ten-Diä­ten wei­ter an Löh­ne kop­peln

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 13.12.2017 9 Fo­to: dpa

Wenn Po­li­ti­ker mehr Geld be­kom­men, geht zu­ver­läs­sig ei­ne Wel­le der Em­pö­rung durch das Land. Wenn noch da­zu die Bil­dung ei­ner Re­gie­rung an tak­ti­schen Schar­müt­zeln schei­tert und vie­le Ab­ge­ord­ne­te sich zu Recht vor­wer­fen las­sen müs­sen, Par­tei­in­ter­es­sen vor die des Lan­des zu stel­len, ko­chen die Emo­tio­nen noch mehr hoch.
Aber ge­mach: Uni­on, SPD und FDP wol­len le­dig­lich ei­ne be­reits in der ver­gan­ge­nen Le­gis­la­tur­pe­ri­ode be­schlos­se­ne Re­ge­lung wei­ter­füh­ren, nach der sich die Diä­ten au­to­ma­tisch an die all­ge­mei­ne Lohn­er­hö­hung an­pas­sen. Das ist vor dem Hin­ter­grund der po­li­ti­schen Läh­mung un­sen­si­bel, aber ein Skan­dal ist es nicht.
Das Par­la­ment ge­neh­migt sich kei­nes­wegs klamm­heim­lich und hin­ter dem Rü­cken der Bür­ger mehr Geld, wie es der Bund der Steu­er­zah­ler be­haup­tet. Es be­folgt ein Ge­setz.
Ein Ge­setz al­ler­dings, das an­ge­sichts der deut­lich hö­he­ren Zahl von Ab­ge­ord­ne­ten und vor dem Hin­ter­grund, dass sonst nie­mand au­to­ma­tisch mehr Geld be­kommt, drin­gend über­dacht wer­den soll­te. Aber bit­te mit der ge­bo­te­nen Sach­lich­keit und oh­ne Ben­zin ins Feu­er zu gie­ßen. Die Ab­ge­ord­ne­ten-Diä­ten stei­gen mit den Löh­nen: Die Frak­tio­nen von SPD, Uni­on und FDP wol­len die­se Re­ge­lun­gen auch in der neu­en Le­gis­la­tur­pe­ri­ode bei­be­hal­ten. BERLIN. Die Ver­hand­lun­gen über ei­ne Re­gie­rungs­bil­dung zie­hen sich hin, doch in ei­nem Punkt sind sich Uni­on, So­zi­al­de­mo­kra­ten und Li­be­ra­le ei­nig: Die au­to­ma­ti­sche An­pas­sung der Ab­ge­ord­ne­ten-Diä­ten soll bei­be­hal­ten wer­den, for­mu­lier­ten sie in ei­nem An­trag, der heu­te im Par­la­ment be­ra­ten wer­den soll.
Zu­letzt wur­den die Ab­ge­ord­ne­ten­ent­schä­di­gun­gen, wie die Diä­ten of­fi­zi­ell hei­ßen, zum 1. Ju­li um 214,51 Eu­ro auf 9541,72 Eu­ro brut­to er­höht – und zwar nach ei­ner Me­tho­de, die der da­ma­li­ge Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck 2014 ge­bil­ligt hat­te. Da­nach stei­gen sie im sel­ben Ma­ße wie die No­mi­nal­löh­ne. De­ren In­dex be­rech­net das Sta­tis­ti­sche Bun­des­amt.
Erst­mals wur­den die Diä­ten im Ju­li ver­gan­ge­nen Jah­res nach die­sem In­dex an­ge­passt. Zu­vor muss­te der Bun­des­tag über die Er­hö­hun­gen ab­stim­men. Weil die Par­la­men­ta­ri­er ihr Ge­halt selbst be­stimm­ten, wur­de ih­nen in der Öf­fent­lich­keit im­mer wie­der Selbst­be­die­nungs­men­ta­li­tät vor­ge­wor­fen. Die au­to­ma­ti­sche An­pas­sung soll­te die­ses Ge­zer­re be­en­den, stößt je­doch nicht nur auf Ge­gen­lie­be: Ih­re Kri­ti­ker ver­mis­sen die Trans­pa­renz des Ver­fah­rens, von dem die Öf­fent­lich­keit kaum noch et­was mit­be­kommt.
Dass die Ab­ge­ord­ne­ten über Geld spre­chen, noch be­vor klar ist, wer in wel­cher Kon­stel­la­ti­on re­giert, ist nach­voll­zieh­bar: Nach dem Ab­ge­ord­ne­ten­ge­setz muss der neue Bun­des­tag das An­pas­sungs­ver­fah­ren in­ner­halb von drei Mo­na­ten nach sei­ner kon­sti­tu­ie­ren­den Sit­zung be­schlie­ßen, an­dern­falls wer­den die Diä­ten erst ein­mal ein­ge­fro­ren.
Ab­ge­ord­ne­te müs­sen ihr Par­la­men­ta­rier­le­ben al­ler­dings nicht nur von den Diä­ten – die sie wie Ar­beits­lohn ver­steu­ern – be­strei­ten. Ih­nen steht zu­sätz­lich nach An­ga­ben des Deut­schen Bun­des­ta­ges ei­ne steu­er­freie Kos­ten­pau­scha­le für Auf­wen­dun­gen im Rah­men ih­res Man­dats zu. Da­zu ge­hö­ren et­wa Aus­ga­ben für ein Wahl­kreis­bü­ro oder ei­ne Zweit­woh­nung. Ak­tu­ell be­trägt die Pau­scha­le 4318,38 Eu­ro. Mehr Geld für den Auf­wand gibt es nicht, ob die Pau­scha­le voll­stän­dig ver­braucht wird, oder ob et­was üb­rig bleibt, kon­trol­liert al­ler­dings auch nie­mand. Zu­dem dür­fen Ab­ge­ord­ne­te bis zu 20 870 Eu­ro im Mo­nat für Mit­ar­bei­ter aus­ge­ben, die Bun­des­tags­ver­wal­tung rech­net ab.
Für bis zu 12 000 Eu­ro im Jahr kann zu­dem Bü­ro­aus­stat­tung ge­kauft wer­den. Be­stellt wird über die Bun­des­tags­ver­wal­tung, die vor ei­ni­gen Jah­ren durch das Shop­ping-Ge­ba­ren von 115 Par­la­men­ta­ri­ern in die Bre­douil­le ge­riet: Sie hat­ten sich auf Staats­kos­ten ed­le Mont­blanc-Fül­ler für fast 70 000 Eu­ro ge­gönnt.

Parteitag in HannoverNiedersachsen-SPD stimmt Koalitionsvertrag mit CDU zu

Geschafft: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil nimmt beim SPD-Parteitag Glückwünsche entgegen. Foto: Julian Stratenschulte Foto: dpa

Hannover – Mit großer Mehrheit hat der Parteitag der niedersächsischen SPD der Koalitionsvereinbarung mit der CDU zugestimmt. Damit rückt die Große Koalition im Land ein weiteres Stück näher.

„Ich empfinde dieses Ergebnis als Vertrauensvorschuss“, sagte der SPD-Landeschef und Ministerpräsident Stephan Weil am Samstag in Hannover nach der Abstimmung. Am kommenden Montag muss nun noch der kleine Parteitag der CDU sein Ja zu dem Vertag geben. Die Wahl des Ministerpräsidenten ist für Mittwoch geplant.

Weil erinnerte daran, wo die SPD bei ihrem letzten Parteitag Anfang September vor der Landtagswahl stand. Es seien schwarze Zeiten gewesen für die Sozialdemokraten, dann folgte noch das miserable Ergebnis bei der Bundestagswahl. „Die Art und Weise, wie die SPD in Niedersachsen am Montag nach der Bundestagswahl aufgestanden ist, marschiert ist, das fand ich sehr eindrucksvoll. Andere hätten da die Flinte ins Korn geworfen – wir nicht“, rief Weil unter Applaus den Delegierten zu.

Bei der Landtagswahl am 15. Oktober hatte die SPD zwar gesiegt, es reichte aber nicht für eine Fortführung der rot-grünen Koalition. Da die FDP sich gegen eine Ampel-Koalition sperrte und die Grünen ein Jamaika-Bündnis ablehnten, blieb am Ende nur die Große Koalition.

Aus Sicht des niedersächsischen SPD-Landeschefs haben sich die Sozialdemokraten in dem 138-seitigen Koalitionspapier in den wichtigsten Punkten durchgesetzt. „Eine Politikwende findet nicht statt. Es wird keinen Rollback in der Flüchtlings- und Bildungspolitik geben“, sagte Weil.

Der Ministerpräsident und CDU-Landeschef Bernd Althusmann hatten sich am Donnerstag auf den Vertrag geeinigt. Vorgesehen ist unter anderem, 1000 neue Lehrer einzustellen, die Kita-Gebühren ab kommendem Sommer abzuschaffen und das Tempo bei der Inklusion an Schulen zu drosseln. Außerdem sollen 1500 neue Stellen bei der Polizei geschaffen werden. Auf dem Parteitag verteidigte Weil das Zusammengehen mit der CDU als einzig machbare Option.


Süd­nie­der­sach­sen oh­ne Stim­me im Ka­bi­nett

SPD und CDU ha­ben sich auf gro­ße Ko­ali­ti­on ge­ei­nigt

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 17.11.2017 1
VON PETER MLODOCH
HANNOVER. Die gro­ße Ko­ali­ti­on steht. SPD und CDU wol­len Nie­der­sach­sen in den nächs­ten fünf Jah­ren ge­mein­sam re­gie­ren. 1000 zu­sätz­li­che Leh­rer, bis zu 3000 neue Stel­len bei der Po­li­zei und kos­ten­freie Kin­der­gär­ten ge­hö­ren zu den ers­ten Vor­ha­ben, die das un­ter Lei­tung von SPDMi­nis­ter­prä­si­dent Ste­phan Weil und CDU-Chef Bernd Al­t­hus­mann ge­schmie­de­te Bünd­nis um­set­zen will. „Das ist ei­ne gro­ße Ko­ali­ti­on der Ver­nunft“, lob­te Weil das Er­geb­nis.
Nach Ab­schluss der zwei­wö­chi­gen Ver­hand­lun­gen am Don­ners­tag in Han­no­ver ver­spra­chen bei­de De­le­ga­ti­ons­lei­ter auch ei­nen „Schul­frie­den“oh­ne neue Struk­tur­de­bat­ten. Als Kom­pro­miss beim Streit­the­ma In­klu­si­on ver­ein­bar­ten sie, dass die För­der­schu­len Ler­nen, de­ren Aus Rot-Grün ein­ge­lei­tet hat­te, auf An­trag der Schul­trä­gerwei­ter­lau­fen kön­nen.

Dem neu­en Ka­bi­nett, das um ei­nen Pos­ten er­wei­tert wird, sol­len ne­ben Re­gie­rungs­chef Weil je­weils fünf Mi­nis­ter der bei­den
Par­tei­en an­ge­hö­ren: Al­t­hus­mann be­kommt das um das Feld Di­gi­ta­les er­wei­ter­te Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um; die CDU be­setzt au­ßer­dem die Res­sorts für Fi­nan­zen, Land­wirt­schaft, Wis­sen­schaft und Jus­tiz.
In­ne­res, So­zia­les und das neu ge­schaf­fe­ne Eu­ro­pares­sort ge­hen an die SPD. De­ren frü­he­rer Par­la­ments­ge­schäfts­füh­rer Grant Hen­drik Ton­ne über­nimmt als Nach­fol­ger der glück­lo­sen Mi­nis­te­rin Frau­ke Hei­li­gen­stadt das Kul­tus­res­sort.
Wäh­rend der Sü­den bei den Per­so­na­li­en leer aus­geht, soll die fi­nan­zi­el­le Hil­fe wei­ter flie­ßen. „Das För­der­pro­gramm für Süd­nie­der­sach­sen wird fort­ge­setzt“, sag­te CDUGe­ne­ral­se­kre­tär Ulf Thie­le un­se­rer Zei­tung. Ob es wie­der die Sum­me von 100 Mil­lio­nen Eu­ro er­reicht, sei aber of­fen. Dies müs­se erst vom Haus­halt ab­ge­deckt wer­den. Das Göt­tin­ger Au­ßen­bü­ro des Am­tes für Re­gio­nal­ent­wick­lung blei­be je­den­falls be­ste­hen.

Koalitionsvereinbarung 2017 SPD/CDU Niedersachsen als PDF download  groko230


12.05.2017


HNA 08.05.2017

HNA 21.03.2017