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SPD will Recht auf Ho­me­of­fice

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 08.02.2019 9
Die SPD will in ih­rem So­zi­al­staats­kon­zept das Recht auf Ho­me­of­fice fest­schrei­ben. Bei re­gio­na­len Un­ter­neh­men ist das Ar­bei­ten von zu­hau­se aus be­reits gän­gi­ges Mo­dell.
Ber­lin – Ein län­ge­res Ar­beits­lo­sen­geld I, Kin­der­grund­si­che­rung und das neue Bür­ger­geld an­stel­le des un­ge­lieb­ten Hartz IV. Das sind die zen­tra­len Punk­te im SPD-Kon­zept für ei­nen neu­en So­zi­al­staat.
Ar­beits­lo­sen­geld I
Wer län­ger in die Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung ein­ge­zahlt hat, soll auch län­ger ALG I er­hal­ten. Un­ab­hän­gig vom Al­ter er­höht sich die An­spruchs­zeit den SPD-Plä­nen zu­fol­ge bei min­des­tens 20 Jah­ren Bei­trags­zeit um drei wei­te­re Mo­na­te, ab 25 Jah­ren um sechs Mo­na­te und ab 30 Jah­ren um neun Mo­na­te. Bis­lang liegt die ma­xi­ma­le Be­zugs­dau­er für das ALG I für Men­schen un­ter 50 bei zwölf Mo­na­ten. Um fal­sche An­rei­ze zu ver­mei­den, will die SPD Ab­fin­dun­gen an­rech­nen.
Zu­dem will die SPD ei­nen Leis­tungs­an­spruch für Qua­li­fi­zie­rung ein­füh­ren: Wer nach drei­mo­na­ti­gem ALG-IBe­zug noch kei­ne neue Ar­beit ge­fun­den hat, er­hält An­spruch auf ei­ne ge­ziel­te Wei­ter­bil­dungs­maß­nah­me und auf das da­mit ver­bun­de­ne Ar­beits­lo­sen­geld Q. Es ent­spricht in der Hö­he dem ALG I. Wei­ter­bil­dung mit ALG Q kann ins­ge­samt bis zu 24 Mo­na­ten ge­währt wer­den.
Bür­ger­geld
An­stel­le des bis­he­ri­gen Hartz IV will die SPD mit dem neu­en Bür­ger­geld ei­nen „Leis­tungs­an­spruch für Ab­si­che­rung und Teil­ha­be“ein­füh­ren. Da­mit soll ein „Recht auf Ar­beit“ver­bun­den sein: Die­ses soll ein Wei­ter­bil­dungs­oder Ar­beits­an­ge­bot ent­hal­ten, die SPD will da­für per­spek­ti­visch auch den so­zia­len Ar­beits­markt aus­wei­ten.
Wer kei­nen Be­rufs­ab­schluss hat, soll das Recht er­hal­ten, ei­nen nach­zu­ho­len. Die bis­he­ri­ge Be­gren­zung der För­de­rung auf zwei Jah­re soll ent­fal­len.
Beim Über­gang von ALG I in das Bür­ger­geld sol­len an­ders als bei Hartz IV Ver­mö­gen und Woh­nungs­grö­ße zwei Jah­re lang nicht über­prüft wer­den. Ei­ne Wohn­geld-Re­form soll da­für sor­gen, dass nie­mand auf­grund ho­her Wohn­kos­ten auf Bür­ger­geld an­ge­wie­sen ist.
Das Bür­ger­geld soll zu­dem be­son­de­ren Här­ten be­geg­nen – et­wa wenn plötz­lich die Wasch­ma­schi­ne ka­putt­geht und gleich­zei­tig die al­te Win­ter­ja­cke auf­ge­tra­gen ist.
Im Zu­ge des Bür­ger­gel­des will die SPD die bis­he­ri­gen Hartz-IV-Sank­tio­nen ab­schaf­fen, und zwar so­weit sie „sinn­wid­rig und un­wür­dig“sind. Dies gilt ins­be­son­de­re für die stren­ge­ren Re­ge­lun­gen bei jun­gen Men­schen un­ter 25.
Um Ob­dach­lo­sig­keit zu ver­mei­den, soll es kei­ne Kür­zung der Wohn­kos­ten mehr ge­ben. Auch ei­ne kom­plet­te Strei­chung von Leis­tun­gen soll es nicht mehr ge­ben.
Min­dest­lohn
Die SPD will den Min­dest­lohn von der­zeit 9,19 Eu­ro auf zwölf Eu­ro an­he­ben.
Kin­der­grund­si­che­rung
Das Kin­der­geld, der Kin­der­zu­schlag, das Bil­dungs- und Teil­ha­be­pa­ket und et­wai­ge Hartz-IV-Zah­lun­gen sol­len zu ei­nem Pa­ket zu­sam­men­ge­schnürt wer­den.

SPD will das Recht auf mo­bi­les Ar­bei­ten per Ge­setz stär­ken

HNA Northeimer Neueste Nachrichten, Deutschland 08.02.2019 9

Zu­hau­se ar­bei­ten statt im Bü­ro: Das so­ge­nann­te Ho­me­of­fice kommt heu­te theo­re­tisch für 40 Pro­zent der Be­schäf­tig­ten in­fra­ge, doch nur we­ni­ge nut­zen es. Die SPD will das nun per Ge­setz re­geln.
Ber­lin – Die SPD will mit ei­nem mil­li­ar­den­schwe­ren Pro­gramm den So­zi­al­staat neu auf­stel­len und Ar­beit­neh­mern auch er­mög­li­chen, mehr von zu Hau­se aus ar­bei­ten zu kön­nen. „Wir wer­den ein Recht auf mo­bi­les Ar­bei­ten und Ho­me­of­fice ge­setz­lich ver­an­kern, da­mit mehr Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer von den di­gi­ta­len Vor­tei­len pro­fi­tie­ren kön­nen“, heißt es in ei­ner 17-sei­ti­gen Vor­la­ge für die Klau­sur des SPD-Vor­stands am kom­men­den Wo­che­n­en­de. Die­se re­agiert auch auf die Ve­rän­de­run­gen der Ar­beits­welt.
Be­schäf­tig­te sol­len zu­gleich da­vor ge­schützt wer­den, dass der Ar­beit­ge­ber stän­di­ge Er­reich­bar­keit oder Prä­senz ver­langt. Über­stun­den – auch bei der Ar­beit im Ho­me­of­fice – sol­len so auf Zeit­kon­ten ver­bucht wer­den, die auch bei Job­wech­seln nicht ver­fal­len sol­len.
40 Pro­zent der Be­schäf­tig­ten in Deutsch­land könn­ten heu­te theo­re­tisch von zu Hau­se aus ar­bei­ten, be­tont die Par­tei. Nur zwölf Pro­zent be­kä­men aber ih­ren Wunsch nach fle­xi­bler Ar­beit bis­lang er­füllt. Der Deut­sche Ge­werk­schafts­bund (DGB) re­agier­te zu­stim­mend: „Ho­me­of­fice soll­te grund­sätz­lich für al­le Be­schäf­tig­ten mög­lich sein, aber für die Ar­beit­neh­mer im­mer frei­wil­lig blei­ben, denn auch für kla­re Gren­zen zwi­schen Be­ruf und Pri­vat­le­ben gibt es gu­te Grün­de“, sag­te Vor­stands­mit­glied An­ne­lie Bun­ten­bach. Wich­tig sei ei­ne kla­re Re­ge­lung für Über­stun­den, Ar­beits- und Un­fall­ver­si­che­rungs­schutz.
Ei­ne Spre­che­rin von Bun­des­ar­beits­mi­nis­ter Hu­ber­tus Heil (SPD) er­klär­te, das Mi­nis­te­ri­um wer­de in die­sem Jahr Vor­schlä­ge ma­chen, „wie mo­bi­les Ar­bei­ten und Ho­me­of­fice-Lö­sun­gen sinn­voll ge­stal­tet wer­den kön­nen“. Da­bei ge­he es um Zeit­sou­ve­rä­ni­tät, Fle­xi­bi­li­tät und Rechts­si­cher­heit für Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­ge­ber. Die kon­kre­te Aus­ge­stal­tung blei­be ab­zu­war­ten. Mit der Uni­on hat­te die SPD im Ko­ali­ti­ons­ver­trag ver­ein­bart, dass die Bun­des­re­gie­rung mo­bi­le Ar­beit för­dern und er­leich­tern wol­le.
Nach ei­ner Um­fra­ge des Di­gi­tal­ver­bands Bit­kom er­war­tet fast je­des zwei­te Un­ter­neh­men, dass der An­teil ih­rer Mit­ar­bei­ter, die von zu Hau­se aus ar­bei­ten, in den kom­men­den fünf Jah­ren stei­gen wird. Vie­le Un­ter­neh­men ha­ben da­bei ge­naue Re­geln. So ha­ben bei­spiels­wei­se drei von vier Be­trie­ben be­stimm­te Ta­ge fest­ge­legt, an de­nen kein Ho­me­of­fice er­laubt ist, da­mit al­le Mit­ar­bei­ter für ge­mein­sa­me Ter­mi­ne zur Ver­fü­gung ste­hen. Bit­kom hat­te mehr als 800 Ge­schäfts­füh­rer und Per­so­nal­ver­ant­wort­li­che be­fra­gen las­sen.
Auch bei grö­ße­ren Un­ter­neh­men in der Re­gi­on ist nach ih­ren ei­ge­nen An­ga­ben Ho­me­of­fice ein gän­gi­ges Ar­beits­mo­dell.
Volks­wa­gen hat 2016 ei­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung ab­ge­schlos­sen, die den Be­schäf­tig­ten mehr Mög­lich­kei­ten für mo­bi­les Ar­bei­ten bie­ten soll. Am Stand­ort Bau­na­tal nut­zen 1000 von 17 100 Be­schäf­tig­ten das An­ge­bot, in ganz Deutsch­land sind es 18 000 von rund 280 000 VW-Be­schäf­tig­ten im In­land.
Beim Göt­tin­ger Phar­ma­zu­lie­fe­rer und La­bo­raus­rüs­ter
Sar­t­ori­us ist die Ar­beit von zu Hau­se aus üb­lich: Rund 25 Pro­zent der 2600 Mit­ar­bei­ter am Stamm­sitz Göt­tin­gen nut­zen die­ses Mo­dell. Die Zahl sei in den ver­gan­ge­nen Jah­ren kon­ti­nu­ier­lich ge­stie­gen, er­klärt das Un­ter­neh­men. Mit­ar­bei­ter, die in Voll­zeit von zu Hau­se aus ar­bei­ten, et­wa Ser­vice­tech­ni­ker und Ver­triebs­mit­ar­bei­ter im Au­ßen­dienst, be­kom­men 75 Eu­ro mo­nat­li­chen Miet­kos­ten­zu­schuss. Zu­dem wer­den ih­nen Bü­ro­ein­rich­tung und IT-Aus­stat­tung ge­stellt.
Der Ka­li- und Dün­ge­mit­tel­kon­zern K+S aus Kas­sel schließt kei­ne Ab­tei­lung prin­zi­pi­ell vom Ho­me­of­fice aus. Es lä­ge im Er­mes­sen des Vor­ge­setz­ten, ob der Mit­ar­bei­ter Ho­me­of­fice nut­zen kön­ne. Bei Mee­tings könn­ten sich Mit­ar­bei­ter oft per Te­le­fon oder Sky­pe zu­schal­ten.
Der Me­di­zin­tech­nik- und Phar­ma­her­stel­ler B. Braun
Melsun­gen hat 2002 ei­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung ge­schlos­sen, die für al­le Be­schäf­tig­ten gilt, die in Te­le­ar­beit oder mo­bi­len Ar­bei­ten tä­tig sind. Der Kas­se­ler So­lar­spe­zia­list
SMA bie­tet sei­nen Mit­ar­bei­tern be­reits seit ei­ni­ger Zeit mo­bi­les und smar­tes Ar­bei­ten an.